In Cefalù: Trainingslager für Triathleten

Liebe Triathlonfreunde,

von Oktober bis Mai ist Sizilien der ideale Standort für euer Trainingslager, meldet Euch einfach bei uns, wir machen Euch gern ein Angebot!

TOUR-Trainingscamp Sizilien

Arrivederci Cefalù! Text: Thomas Musch

Budumm-budumm. Budumm-budumm. Sizilien ist eine Reise wert. Budumm-budumm. Budumm-budumm. Schaue ich in die Gesichter um mich herum, scheinen einige der Mitreisenden derzeit noch skeptisch, ob das tatsächlich stimmt. Budumm-budumm. Budumm-budumm. Es ist Samstagmittag. Wir sitzen im Bus, der uns vom Flughafen in Catania ins Hotel Kalura nach Cefalù bringen soll. Die Betonplatten der Autobahn geben den Rhythmus der Fahrt vor, jedes Überfahren der Fugen in der Fahrbahn quittiert der Bus mit sonorem Rumpeln im Sekundentakt. Budumm-budumm. Budumm-budumm.

Die erste Begeisterung über den Anblick des noch schneebedeckten Ätna weicht bald leise fragenden Blicken, die unsicher wirken, ob das hier tatsächlich Rennradlers Traum-Revier ist. Die Gegend weit und flach, kaum Bäume, dafür Zitronenplantagen, so weit das Auge reicht. Doch jedes Budumm-budumm bringt uns dem Ziel näher, und knapp zwei Stunden später strahlen die Gesichter der Toureros in gespannter Vorfreude: Berge, Bäume, Meeresrauschen, laue Luft und blauer Himmel – bei vielen scheinen die Erwartungen sogar übertroffen. Die ganz Ungeduldigen flitzen auf ihre Zimmer, stellen die Koffer ab und bauen noch vor dem Abendessen ihre Rennräder zusammen. Die meisten anderen Gäste verschieben das auf den Sonntagmorgen – erst mal gemütlich essen. Die Kellner sind freundlich, das Vorspeisenbüffet reichlich, satt wird jeder. Einer fragt, wo denn die normalen Spaghetti mit Tomatensoße sind? Aber muss man darauf antworten, in einem der besten Hotels an Siziliens Nordküste?

Beim Frühstück am nächsten Morgen entdecken auch die letzten Gäste das Highlight des Hotels: die Terrasse. Sonnenbeschienen liegt sie hoch über dem Strand, der Blick übers Meer verliert sich im fernen Dunst; zur Rechten blickt man auf die Küstenstraße, darüber klettern Palmen und Pinien die Hänge hoch, dazwischen leuchten Hausdächer in warmen Terracottafarben. Wir sitzen im Freien, trinken Cappucino und genießen frische Croissants, Obst und Müsli.  So schön es ist – die Meute will endlich aufs Rad. Eifriges Schrauben setzt ein, um 11 Uhr startet die erste Gruppe zum Einrollen auf der Küstenstraße. Es herrscht wenig Verkehr, wir schnurren in Zweierreihe Richtung Aquaedolci, das ergibt hin und zurück knapp hundert Kilometer. Es ist warm genug für kurze Hosen, der Wind ist schwach, besser geht’s kaum. Doch nach rund hundert Kilometern Küstenstraße lässt sich schon erahnen, was in den nächsten zwei Wochen das tägliche Tretwerk bestimmen wird: Höhenmeter satt. Obwohl die Straße den Küstensaum nie verlässt, sammeln wir schon auf dieser ersten Tour gleich 800 Höhenmeter auf.

Am nächsten Tag die erste Runde bergwärts. Die ganz Wilden schauen skeptisch, weil die geführten Touren im Angebot "nur" über 80 bis 100 Kilometer gehen sollen. Mehr nicht? Mehr nicht – und nach zwei, drei Tagen haben auch die meisten Toureros verstanden, warum. Das Revier rund um Cefalù ist bergig. Nicht maßlos steil – mehr als fünf, sechs Prozent Steigung weisen die Anstiege selten auf, aber sie können lang sein, sehr lang. Es ist kein Problem, die Strecken so zu legen, dass man bis zu 25, 30 Kilometer am Stück die Berge hochschnürt. Das macht vor allem dann richtig Spaß, wenn man das Tempo anpasst und den Pulsmesser im Auge behält. Mag sein, dass am Ende einer 120-Kilometer-Tour "nur" ein 22er-Schnitt auf der Uhr steht – aber dann liegen rund sechs Stunden perfektes Training im Grundlagenausdauerbereich in einem landschaftlichen Traumrevier hinter einem. Und genau deshalb sind wir ja hier.  So vergehen die Tage bei schönem Wetter und wunderbaren Rennradtouren. Wir erleben die Einsamkeit der sizilianischen Berge, rollen durch pittoreske Dörfer, die sich auf über 1.000 Meter Höhe auf den Gipfeln drängen, erfahren unerwartete Gastfreundschaft in den kleinen Bars und Cafés – und sind weit weg vom Alltag, aber auch vom touristischen Getöse in manch anderer südländischer Radsport-Hochburg. Von einem Straßencafé zum nächsten zu gondeln und Hefeweizen zu tanken, das geht hier nicht, weil’s das nicht gibt. Dafür gibt’s in den Bars "dolci" – süße Stückchen, Teilchen, wie immer sie hierzulande heißen mögen – in die man sich am liebsten reinlegen möchte. Lecker...

An den Abenden finden interessante Angebote rund ums Radfahren statt. Im Vortrag von Dirk Zedler übers Fahren in der Gruppe lernen auch alte Rad-Haudegen noch ein paar neue Dinge. Mancher denkt zwar für sich "das brauch‘ ich nicht" – bringt aber am nächsten Tag wieder zielsicher seine Gruppe aus dem Tritt, weil er nicht ablösen kann, beim Griff nach der Trinkflasche Schlangenlinien fährt oder eine dritte Reihe aufmacht, weil er Angst vorm Hinterrad des Vordermannes hat. Naja.

Interessant und anschaulich präsentiert auch Profi-Triathletin Katja Meyer ihren Vortrag zu Saisonaufbau und Trainingsplanung. Aber es wird ein ewiges Mysterium bleiben, warum es so wenigen Radsportlern gelingt, die Ratschläge von Experten zu befolgen und weniger hart zu trainieren – dafür aber gezielter und effizienter. Die Gesprächsrunde mit erfolgreichen Sportlern bestätigt, wie wichtig solides Grundlagentraining ist, um wirklich besser und schneller zu werden, und wie wenig zweckmäßig das planlose Draufdrücken. Neben Katja Meyer berichten Ex-Gerolsteiner-Profi Andreas Sauerborn, die Winter-Triathletin Sigrid Lang und der Profi-Mountainbiker Manni Heymans aus ihren jeweiligen Disziplinen. In der lockeren Runde erfährt man neben vielen Anekdoten auch eine Menge brauchbarer Informationen für die eigene Sportpraxis als Hobby-Athlet. Nur dran halten müsste man sich noch.

Ein Höhepunkt ganz anderer Art war das Testcenter im TOUR-Camp. Von einigen Top-Marken aus der Rad-Szene standen den Gästen interessante Produkte zum kostenlosen Test zur Verfügung: Im einzelnen waren das

– Rennräder von Felt, Look und Principia – Pedale von Speedplay und Look – Helme von Lazer und Giro – Camelbaks und Park-Tool-Werkzeuge – Pulsmesser von Polar– Sporternährung von Squeezy

Reizvoll daran: Der direkte Vergleich verschiedener Produkte und die Chance, beispielsweise mit den Rädern wirklich einen ganz Tag auf Tour zu gehen und echte Erfahrungen sammeln zu können. Das Testcenter war denn auch beliebter Treffpunkt der Gäste nach den täglichen Touren, um mit den Firmenvertretern Stefan Scheitz (Sport Import), Michael Kraft (ACS), Dieter Schreiber (GROFA) und Markus Schwoll (Polar) Erfahrungen auszutauschen, zu fachsimpeln oder für den nächsten Tag ein neues Testrad zu ordern.  

Gelungener Abschluss des Trainingslagers – gleich, ob nach einer oder zwei Wochen – war der gemütliche Abend auf dem sizilianischen Landgut nahe Castelbuono. Bei gutem Essen aus regionaler Küche, trockenem Rotwein und stimmungsvoller Musik ging für die Teilnehmer eine (oder zwei) rundum gelungene Trainingswoche(n) zu Ende, nach der man eigentlich nur ein Fazit ziehen kann: Bitte mehr davon!